Dorothee Joachim

color ventures

18.2. – 19.3.2017

In ihrer Ausstellung im kjubh Kunstverein legt Dorothee Joachim den Schwerpunkt auf ihre neuen experimentellen Papierarbeiten, die seit Ende 2014 entstehen.
Wie schon zuvor in ihrer Malerei auf MDF-Platten, steuert sie auch hier die Bedingungen, unter denen die Farbe – in diesem Fall Aquarellfarbe – physikalische bzw. hygroskopische Prozesse abbildet.
Während die Arbeiten auf Holz auf den ersten Blick wie homogene, monochrome Flächen erscheinen und die fraktalen Mikrostrukturen erst beim genaueren Betrachten zum Vorschein kommen, entstehen bei der aktuellen Werkgruppe von Arbeiten auf, in und durch Papier hindurch ganz neue, überraschend lebendige „chaotische“ Strukturen und Formen.
In ihrer auf die spezielle Raumsituation des kjubh abgestimmten Installation integriert Dorothee Joachim exemplarisch einige ihrer früheren Arbeiten und setzt so die verschiedenen Werkgruppen zueinander in Beziehung.

Dorothee Joachim lebt und arbeitet in Köln; 2012 erhielt sie den Leo Breuer Preis des Landschaftsverbandes Rheinland. www.dorotheejoachim.de

(…) Der Malprozess der neuen Papierarbeiten erinnert an wissenschaftliche Experimente unter Laborbedingungen. Dorothee Joachim hat immer wieder die Parameter verändert, um zu erforschen, wie sich dies auf das Ergebnis auswirkt: Japanpapiere unterschiedlicher Dicke, verschiedene Blattgrößen, verschiedene Farben, unterschiedliche Methoden des Befeuchtens und verschiedene Durchfeuchtungsgrade des Papiers. Doch letztlich lassen sich Faktoren wie die hygro- und hydrologischen Vorgänge, die Trocknungsprozesse, die chemischen Reaktionen zwischen den Pigmenten nie vollständig steuern. Es ist genau dieser Rest an Unverfügbarkeit, der das Spannungsmoment im Malprozess ausmacht. (…)
Die Farbstrukturen erwachsen also in einem naturanalogen Formungsprozess aus dem Zusammenspiel von flüssiger Farbe, Papier und dem physischen Kontakt von Papier und grundierter Unterlage. Mit einem alten philosophischen Begriff könnte man von natura naturans sprechen, Natur in ihrer immanenten schöpferischen, formbildenden Potenz (im Gegensatz zur natura naturata, den Naturdingen in ihrem geschaffenen So-Sein). Dorothee Joachims Begriff von Malerei, der das Material in seinem Eigenwillen als gleichberechtigten Partner im Malprozess anerkennt, entspricht ein prozesshaftes Sehen, das den Arbeiten – um deren Entstehungsbedingungen wissend – in allen Aspekten ihrer Farbigkeit, Materialität und Präsenz im Raum nachspürt und sie so als Auslöser möglicher ästhetischer Erfahrung zu verstehen lernt.