6. November – 22. November 2020
Der Titel deutet es an – neben den Arbeiten und malerischen Eingriffen von Ulrike Siecaup und Sigmund de Jong spielt auch der Ausstellungsraum des kjubh--Kunstvereins in der Dasselstrasse eine nicht unerhebliche Rolle in diesem experimentellen Ausstellungsprojekt. Der Ort wird zum Akteur, seine Eigenschaften beeinflussen in entscheidendem Maße das künstlerische Gesamttableau weit über den Status einer Benutzeroberfläche hinaus.
Eine Fragestellung bestimmt den Ausgangspunkt der Arbeit von Sigmund & Siecaup: „Ist die Positionierung eines Kunstwerks wichtiger als das Werk selbst?“ Inwieweit die Inszenierung vor Ort eine gültige Antwort zu bieten hat, liegt im Ermessen der Betrachter. Dabei flottieren die Bilder als Zeichen, Gegenstände und abstrakten Bildfiguren denkbar frei, erstreben eine wenn auch fragile spannungsgeladene Balance weit eher als eine bestimmende Dominanz.
Nicht zuletzt die prägnante Platzierung der jeweiligen Arbeiten evozieren eine vom Klang oder besser Zusammenklang geprägte Erscheinungsweise und unterstreichen den lakonischen, von dekonstruktiver Skepsis begleiteten Umgang mit ästhetischen Traditionen. Sigmund de Jongs monochrome Wand- und Flächenbehandlungen treten in ein dialektisches Spannungsverhältnis zu den verführerisch präzisen Bildcollagen von Ulrike Siecaup. Der ontologische Status der Bilder steht zur Disposition.
Radikal in der Haltung und konsequent in der Ausführung bei der Befragung des Bildbegriffs wissen Sigmund & Siecaup dennoch um die vielfach verschlungenen Bezüge zur Welt außerhalb der ästhetischen Autonomie der Kunst und siedeln ihre experimentierfreudigen Arbeiten daher bewusst in dieser ambivalenten übergangszone an. Erscheinen sie zugleich rationalisierend, systematisierend und objektiv, sind sie dennoch nie frei von Subjektivität. Reich und komplex, lebendig und vielfältig kommunizieren die so gefügten Farbgestalten untereinander und kommen gleichsam dem Betrachter entgegen. Bildform und Rahmen, Fläche, Raum und die Leerstellen dazwischen gehören unlösbar zusammen.
Das auf Veränderbarkeit hin ausgerichtete Ordnungsgefüge der malerischen Ambivalenzen kann als überprüfung der Einsatzgebiete von Formen, Farben, Linien, Licht, Raum und Material angesehen werden. Sigmund & Siecaup analysieren in ihren Arbeiten auf sehr differenzierte Weise vornehmlich gemischte Zustände und Verkettungen, nicht die Abstraktion als solche. Damit einher formuliert sich die Forderung, dass das Auge nicht bei den Dingen verharrt, sondern sich zu den Sichtbarkeiten erhebt. Sigmund & Siecaup richten das Hauptaugenmerk daher mehr auf das Entstehen visueller Zustände, was den prozesshaften und kommunikativen Nachvollzug einen nicht unerheblichen Stellenwert beimisst.
Harald Uhr